SaphenionPatientenInfo: Covid-19 im Schwimmbad

SaphenionPatientenInfo: Covid-19 im Schwimmbad

SaphenionPatientenInfo: Covid-19 im Schwimmbad, SARS-CoV-2 in Badegewässern – wie bedenklich ist das? In den meisten Bundesländern dürfen im Zuge der allgemeinen Lockerungen nun auch die Frei- und Hallenbäder wieder öffnen. Wie groß ist hierbei jedoch die Gefahr, sich mit dem Coronavirus anzustecken?

Ansteckungsmöglichkeit über das Wasser?

Gebadet wird entweder in offiziellen Frei- und Hallenbädern, Naturbädern oder in Meeren, Seen und Flüssen. Überall dort kann SARS-CoV-2 theoretisch über infizierte Badegäste ins Wasser gelangen. Der Hauptübertragungsweg des Virus ist jedoch die direkte Übertragung über virushaltige Tröpfchen, hier spielen die Aerosole eine wichtige Rolle.
Der Infektiologe Prof. Dr. Johannes Bogner vom Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität, sieht in den Aerosolen und deren Verbreitungswegen die Hauptgefahr einer Ansteckung über der Wasseroberfläche.

Corona-Risiko am See und im Freibad? Das sagt ein Infektiologe:

Der Infektiologe Prof. Dr. Johannes Bogner vom Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität, sieht in den Aerosolen und deren Verbreitungswegen die Hauptgefahr einer Ansteckung über der Wasseroberfläche:

„Die Corona-Gefahr lauere nicht nur auf der Liegewiese, sondern auch im Wasser – und zwar selbst dann, wenn man zwei Meter Abstand zu anderen Schwimmern hält. Der Hintergrund: Die Sars-Cov-2-Virenwerden in den meisten Fällen durch mikroskopisch kleine Tröpfchen übertragen, die man Aerosole nennt. Wo gebadet wird, da wird Wasser bewegt. Die Aerosolwölkchen, die dabei entstehen, können sich über mehrere Meter ausbreiten und in der Atemluft halten. Insofern ist eine Ansteckung beim Baden durchaus möglich.“

Geringe Ansteckungsgefahr in Badegewässern!

Weltweit sind sich Wissenschaftler allerdings weitgehend einig, dass eine Übertragung über Wasser sehr unwahrscheinlich ist. So sieht auch das Umweltbundesamt (UBA) in Dessau-Rosslau „keine Hinweise darauf, dass das Sars-CoV-2 über den Wasserweg übertragen wird“. Dr. Regine Szewzyk vom UBA erklärt MDR Wissen: „Es ist nicht zu erwarten, dass über den Abwasserpfad in Badegewässer relevante Konzentrationen an Coronaviren, die zu einer Infektion führen können, eingetragen werden.“

So sind beispielsweise im Cospudener See 109 Millionen Kubikmeter Wasser. Viren, die eine infizierte Person mit ins Wasser bringt, werden hier sehr stark verdünnt. Abwässer, die möglicherweise weitere Viren enthalten, werden außerdem nicht direkt in Badegewässer eingeleitet. Verschiedene Wissenschaftler aus den USA und den Niederlanden hatten Spuren von SARS CoV-2 im Stuhl Infizierter gefunden, allerdings nur mittels molekularbiologischer Verfahren. Infektiös war das Virus nicht mehr. Eine Ansteckung in Seen oder Flüssen ist somit äußerst unwahrscheinlich.

Chlor inaktiviert das Virus!

In konventionellen Schwimmbädern, die das enthaltene Wasser regelmäßig filtern und desinfizieren, spielt eine besondere Eigenschaft des Virus eine wichtige Rolle. So handelt es sich bei Covid-19 um ein sogenanntes behülltes Virus. Das Erbgut ist also von einer Lipid-Doppelmembran umgeben. Durch eine Desinfektion mit Chlor wird die Membran beschädigt und damit auch die „potenziellen Krankheitserreger inaktiviert oder abgetötet“, erklärt das UBA.

Das irische Health Protection Surveillance Centre hält hierfür ein Milligramm Chlor pro Liter ausreichend. Höher stuft das Umweltbundesamt die Ansteckungsgefahr in Bädern mit biologischer Aufbereitung ein. Hier werde lediglich auf natürliche Reinigungs- und Abbauprozesse gesetzt. Daher sollte die Wassertemperatur nicht über 23° Celsius liegen, weil bei höheren Temperaturen die Gefahr des Wachstums von Krankheitserregern besteht.

Frei- und Hallenbäder öffnen wieder: Der aktuelle Stand in den Bundesländern

Ob über das Wasser tatsächlich eine Ansteckung möglich ist, ist noch nicht geklärt. Nach Angaben der WHO gibt es hierfür bisher keine Indizien.
SARS-CoV-2 ähnelt in seiner Morphologie und chemischen Struktur anderen Coronaviren, bei denen Wasser kein relevanter Übertragungsweg ist.3 In einer Stellungnahme des Umweltbundesamtes wird daher das Ansteckungsrisiko durch Badewasser als „äußerst gering“ eingeschätzt.

Auch das amerikanische Center for Disease Control and Prevention sieht keine Hinweise darauf, dass sich das Corona-Virus über das Wasser von Schwimmbädern auf den Menschen überträgt, sofern die üblichen Maßnahmen zur Wasseraufbereitung und Abstandshaltung getroffen sind. Außerdem ist die Ansteckungswahrscheinlichkeit wegen der Verdünnungseffekte in großen Wassermengen gering.

Vorkehrungen in konventionellen Frei- und Hallenbädern

Neben Verdünnungseffekten ist die Ansteckunsgefahr in konventionellen Frei- und Hallenbädern durch Wasseraufbereitungsmaßnahmen sehr unwahrscheinlich. Nach § 37 des Infektionsschutzgesetzes müssen Betreiber von Schwimmbädern unabhängig von der Covid-19-Pandemie eine gute Wasserqualität gewährleisten, um die menschliche Gesundheit durch Krankheitserreger nicht zu gefährden. 

Das Wasser wird durch eine Filteranlage und Flockungsmittel von Mikroorganismen und Verschmutzungen befreit. Einige Betreiber setzten zusätzlich zur Filteranlage Aktivkohle, Ozon oder UV-Strahlen ein. Anschließend werden über eine chemische Desinfektion, meist mit Chlor, verbliebene Mikroorganismen abgetötet und inaktiviert. Über die Beckenhydraulik wird das saubere Wasser verteilt. Zudem erfolgt pro Badegast ein Austausch von mindestens 30 Liter Beckenwasser gegen Frischwasser, um Stoffe zu beseitigen, die durch die Aufbereitung nicht entfernt werden konnten. Diese Prozesse werden vom Beckenbetreiber und den Gesundheitsämtern überwacht.

Naturbäder: Grundsätzlich höheres Risiko

Naturbäder bilden eine Ausnahme, da hier das Wasser nicht mit chemischen Mitteln desinfiziert wird. Potenzielle Krankheitserreger können somit länger überleben. Die Reinigung erfolgt nur biologisch und mechanisch, etwa durch Pflanzen, Kies oder Mikroorganismen. Grundsätzlich müssen Naturbadbetreiber auf ein mögliches Risiko durch Krankheitserreger hinweisen. Mit Blick auf Sars-CoV-2 lässt sich jedoch auch hier von einem geringen Risiko sprechen, da die Virusreste durch die Wassermenge stark verdünnt werden.

Meere, Seen und Teiche: Je größer, desto sicherer?

Laut einer spanischen Übersichtsstudie gibt es keine Daten zum Überleben von SARS-CoV-2 in Meerwasser. Dennoch ist die Viruslast bei großen Gewässern durch den Verfüngungseffekt reduziert. Das im Wasser gelöste Salz trägt zur Inaktivierung bei. Die Überlebensrate von SARS-CoV-2 müsste demnach im Süßwasser von Flüssen, Seen und Teichen höher sein. Von daher sind vermutlich  kleine, natürliche Teiche die am wenigsten ratsame Badeumgebung.

Das Umweltbundesamt weist darauf hin daß die generell steigenden Wassertemperaturen und die erhöhte Sonneneinstrahlung im Sommer jedoch zu einer noch stärkeren Inaktivierung möglicherweise in das Wasser eingetragener Viren führen.

Als behülltes Virus ist SARS-CoV-2 im Abwasser zudem nicht für längere Zeit überlebensfähig, im Gegensatz etwa zu unbehüllten Noroviren. Hinzu kommen – neben den üblichen Wasseraufbereitungstechniken – Verdünnungseffekte bereits im Rohabwasser. Insgesamt sind daher auch in natürlichen Gewässern keine relevanten Viruskonzentrationen zu erwarten.

Tröpfcheninfektion auch im Schwimmbad die größte Gefahr 

Auch wenn eine direkte Virenübertragung über das Badewasser als sehr unwahrscheinlich angesehen werden kann, besteht in Schwimmbädern und überdachten Schwimmhallen – wie an allen hochfrequentierten Orten – die Gefahr einer direkten Übertragung per Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch. Daher müssen sich Besucher von Schwimmbädern sowohl in Warteschlangen, auf Liegewiesen und im Wasser selbst an die gebotenen Abstandsregeln halten. Das Personal ist zudem angewiesen, regelmäßige Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen im Becken- und Sanitärbereich durchzuführen, um potenzielle Krankheitserreger zu reduzieren.

Die DLRG (Deutsche Lebensrettungsgesellschaft) warnt aus praktischen Erfahrungen noch vor einem anderen Folgeproblem: Wegen coronabedingter Einlassbeschränkungen in den Bädern werden vermehrt Menschen auf unbewachte Badestellen ausweichen. Hier gilt es dann besonders auf die bekannten Hygieneregeln zu achten.

Links:

https://www.coliquio.de/wissen/covid-19-praxis-100/covid-19-informationen-zur-ansteckungsgefahr-in-gewaessern-100

https://www.merkur.de/bayern/coronavirus-gefahr-see-baden-badesee-meer-freibad-bayern-infektionsgefahr-risiko-13785540.html

https://www.mdr.de/wissen/baden-gehen-trotz-corona-geht-das-100.html

La Rosa G, Bonadonna L, Lucentini L, Kenmoe S, Suffredini E. Coronavirus in water environments: Occurrence, persistence and concentration methods – A scoping review. Water Res. 2020;179:115899. doi:10.1016/j.watres.2020.115899

Kommentare

  1. Sehr sachliche und schlüssige Berichterstattung.

    Ich recherchiere viel zu diesem Thema, um wissenschaftlich auf dem letzten Stand zu sein. Was mir dabei aufgefallen ist, dass sich selbst offizielle Stellen, wie das RKI, oftmals nur sehr vage und schwammig ausdrücken und man am Ende nur erahnen kann, was gemeint ist.

    Aus purer Angst, irgendjemandem auf den Schlips zu treten oder für irgendeine Äußerung belangt werdern zu können, ist es heutzutage kaum noch möglich eindeutige Aussagen zu bekommen.

    Man schleimt sich so durchs Leben……..hauptsache nicht greifbar.

    Deshalb Danke, für diese klare Berichterstattung

    Danke

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