Saphenion Protokoll Krampfadertherapie

Saphenion Protokoll Krampfadertherapie von Dr. U.Th.Zierau, PD Dr. W.Lahl, Dr.Lillie Martell

Saphenion Protokoll Krampfadertherapie

Das folgende Saphenion Protokoll Krampfadertherapie ist das Resultat aus 50 Jahren respektive 30 Jahren (PD Dr. W. Lahl / Dr. U. Th. Zierau und Frau Dr. L.Martell) Erfahrung bei der Therapie von Krampfadern. Dabei kamen und kommen sowohl radikalchirurgische (Stripping der Vene), als auch minimalinvasive (Mikroschaumverödung, Laser, Radiowelle und Venenkleber) Therapieverfahren zum Einsatz.

Krampfadern gehören zum klinischen Befund der chronisch venösen Insuffizienz (CVI) der Beinvenen. Die chronisch venöse Insuffizienz beschreibt anormale funktionelle und optische Veränderungen des peripheren Beinvenensystems. Diese erfordern in jedem Fall eine weitergehende Diagnostik mittels Funktionsmessung und Duplexultraschall mit daraus folgender stadiengerechte effektive Therapie.

Saphenion Protokoll Krampfadertherapie: Die „nur“ kosmetisch auffällige Krampfader gibt es nur sehr selten. Ganz im Gegenteil erleben wir in unseren Sprechstunden in Berlin und Rostock durchaus häufig, dass Patienten mit massiv sichtbaren Krampfadern nicht über Beschwerden klagen. Andererseits finden wir  bei Patienten ohne jedes sichtbare Zeichen einer Krampfader massive Hautveränderungen mit krankhaften apparativen Befunden und einer erheblichen subjektiven Symptomatik. 

Saphenion Protokoll: Krampfadertherapie – die radikale Chirurgie des Altertums

Saphenion Protokoll Krampfadertherapie – Häufigkeit von Krampfadern

Ca. 60% aller Erwachsenen in den industriell hochentwickelten Ländern leiden an einer chronisch venösen Insuffizienz mit Krampfaderbildung. Über 90% der befragten Patienten in unserer Praxis geben in der Krankengeschichte eine familiäre Varicosis an. Daraus resultiert eine sehr hohe Bedeutung des Krampfaderleidens für die Entstehung von Beschwerden, Schmerzen und Funktionseinschränkung der Beine. In der chronischen Phase resultieren Hautveränderungen und Ulcusentstehung, die eine langwierige und kostenintensive Behandlung erfordern. Allein aus diesen Tatsachen wird – neben der individuellen Bedeutung für den einzelnen Patienten – die hohe sozialmedizinische Bedeutung und die Kostenintensität für die Gesundheitssysteme erkennbar.

Saphenion Protokoll Krampfadertherapie – Epidemiologie

Besenreiser (Stadium 1: CVI) treten bei über 80% der Bevölkerung auf. Manifeste Krampfadern (Stadium 2: CVI) sehen wir bei bis zu 65% aller Menschen. In 5% der Fälle handelt es sich um ein fortgeschrittenes Stadium (Stadium 3: CVI 3-6 Internationale Klassifikation) mit bereits eingetretenen Komplikationen (Venenentzündungen, Spontanblutungen aus Venen, Hautveränderungen).

Bei ca. 2% der Betroffenen (Stadium 4: CVI 3-6)  sind offene oder abgeheilte Hautgeschwüre festzustellen.

Saphenion Protokoll Krampfadertherapie – Risikofaktoren

Das Alter der Patienten spielt ebenso eine Rolle, wie auch Geschlecht und Familienanamnese.

So sind bei über 60 – Jährigen Patienten über 70% der Patienten mit einer manifesten Krampfadererkrankung und chronischen Hautveränderungen zu finden. 

Frauen sind in unserer Praxis in ca. 55-60% betroffen, Männer in 40-45% aller Fälle.

Weitere Risikofaktoren sind Schwangerschaften, Hormontherapie und/oder sitzende oder stehende Berufstätigkeit.

Saphenion Protokoll Krampfadertherapie – Pathophysiologie der kranken Venenklappe

Saphenion Protokoll Krampfadertherapie – Diagnostik

An erster Stelle steht die Anamnese und klinische Untersuchung des Patienten. Aus den Patientenangaben zu Symptomen lassen sich erste Rückschlüsse auf die Schwere der Erkrankung ziehen. Die klinische Untersuchung führt uns dann zur notwendigen technischen Diagnostik.

Saphenion führt in der Regel zunächst eine Funktionsmessung des Beinvenensystems durch – diese ist ein sehr sicherer Hinweis auf eine bestehende chronisch venöse Insuffizienz. Sofort anschließend wird eine duplexsonografische Unterschung der Bein – und Beckenvenen sowohl an der Vorderseite als auch Rückseite der Beine vorgenommen.  Diese Sonografie ist in über 90% der Fälle richtungsweisend für die Therapieplanung. 

Nur in ganz seltenen Ausnahmefällen ist eine Röntgenkontrastmitteluntersuchung (Phlebographie) oder gar eine MRT-Kontrastmitteluntersuchung indiziert.

Die Summe aus klinischer, funktioneller und duplexsonografischer Untersuchung ergibt in aller Regel den Therapievorschlag.

Saphenion Protokoll Krampfadertherapie – Unsere Therapieempfehlungen

Eine allein konservative Therapie durch Kompressionsstrumpf und/oder eine ausschließlich medikamentöse Therapie mittels sog. Venentonika, wie auch eine Massagetherapie wird von uns abgelehnt. In allen Stadien des Krampfaderleidens empfehlen wir ein aktives Vorgehen. Dies gilt bei schmerzenden Besenreiserfeldern ebenso, wie beim letzten Stadium (C6), dem offenen Bein.

1. Sklerosierungstherapie mit flüssigem oder aufgeschäumtem Verödungsmittel:

führen wir bei Besenreisern und Netzvenen an Beinen, dem Rumpf und im Genitalbereich durch.

Eine Kompressionsstrumpftherapie wird für 10 – 14 Tage empfohlen.

2. Klebender (spezifisch aufgeschäumter) Mikroschaum:

Wird bei der Therapie von Genitalkrampfadern, bei Krampfadern am Rumpf und Brustkorb, bei Seitenastkrampfadern, Perforanzkrampfadern, inkompletten Stammkrampfadern der Saphena magna, Saphena parva, Saphena akzessoria, Giacominivene und Femoropoplitealvene eingesetzt. 

Bis zu einem Gefäßdurchmesser von bis zu 5mm setzen wir den Klebenden Mikroschaum auch bei kompletten Stammkrampfadern ein. Hier zeigt sich insbesondere bei der Saphena parva eine gleich hohe Verschlusseffektivität wie bei Laser / Radiowellentherapie – bei weniger Nebenwirkungen und geringeren Kosten.

Auch hier empfehlen wir post therapeutisch Kompressionsstrümpfe für 10-14 Tage.

3. Venenkleber / Radiowelle:

Bei kompletten Stammkrampfadern der Saphena magna, Saphena parva (sog. grosse und kleine Rosenvene), der Saphena akzessoria und Femoropoplitealvene mit einem Durchmesser über 4 – 5mm führen wir in erster Linie eine Venenverklebung der Stammvenen mit einem spezifischen Acrylatkleber oder eine Radiowellenablation durch. Die Venenverklebung wird in Analgosedierung oder bei 12% der Patienten ganz ohne Anästhesie durchgeführt. Die Radiowellenkatheter werden in Flächenanästhesie (Tumeszenzanästhesie) eingesetzt. 

Der Cyanoaccrylat – Venenkleber wird in Einzelfällen auch bei monströsen Perforanzvenen oder venösen Angiomen aller Lokalisationen angewandt.

Beim Venenkleber ist in der Regel keine post therapeutische Kompressionstherapie mittels Kompressionsstrumpf notwendig – dies macht diese Methode auch sehr gut einsetzbar in den warmen Monaten.

Nach Radiowelleneingriffen empfehlen wir – je nach Befund – das Tragen von Kompressionsstrümpfen für 14 – 21 Tage.

4. Radikale chirurgische Therapie (Stripping):

Diese seit über 100 Jahren eingesetzte Therapie war lange Jahre Gold – Standard bei der Krampfadertherapie. Seit 2012 ist das radikale chirurgische Vorgehen bei Saphenion nur noch in Ausnahmefällen eingesetzt worden – chirurgische Radikalität ist selten notwendig und indiziert. 

In jedem Fall führen wir eine chirurgische Intervention bei Misslingen der Kathetertherapie in gleicher Sitzung durch. 

Auch im Falle einer Blutungskomplikation durch Verletzung der Venenwand bei Einführen des Katheters oder aber bei einem Katheterbruch im Gefäß ist eine sofortige chirurgische Therapie notwendig. 

Kompressionsstrümpfe werden in diesen Fällen für 6 – 8 Wochen empfohlen.

In einem ausführlichen präoperativen Gespräch wird der Patient  über mögliche Risiken und Komplikationen aufgeklärt.

Saphenion Protokoll Krampfadertherapie – Schlussfolgerungen

Die Kathetertherapie der Krampfadern hat bei Saphenion seit 2002 Einzug gehalten. War es zunächst der Laserkatheter, folgte ab 2008 der Radiowellenkatheter und gleichzeitig die kathetergestützte Mikroschaumtherapie. 

Parallel dazu wurde bis 2012 auch die radikalchirurgische Stripping – Methode als primäre Therapie durchgeführt.

In 2012 begannen wir dann zusätzlich mit dem Venenkleber. Dieser verdrängte inzwischen die radikale Chirurgie nahezu komplett aus dem planmäßigen Therapieprogramm.  Der Erfolg des Venenklebers führte in den Folgejahren dann zur Weiterentwicklung der Mikroschaum -Verödung hin zum Klebenden Mikroschaum.  

Unabhängig davon stehen wir aus gefäßchirurgischer Sicht unverändert zu der Forderung, dass Veneneingriffe mittels Katheter durch Kollegen ausgeführt werden sollten, die auch über Erfahrungen für chirurgische Eingriffe verfügen. Eine optimale Sicherheit für die uns anvertrauten Patienten zu gewährleisten, ist wesentliches Ziel.

Saphenion fühlt sich den Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Gefäßchirurgie (ESVS) von 2015 verpflichtet!

https://www.ejves.com/article/S1078-5884(15)00097-0/fulltext

Saphenion Protokoll Krampfadertherapie – Venenstechen als Op-Technik des Altertums

Bildernachweis:

Feliks Büttner – Galerie Teterow

„Die Geschichte der Medizin im Spiegel der Kunst“ von Albert S. Lyons und R. Joseph Petrucelli II, erschienen in der deutschen Erstausgabe 1980 bei Du Mont Buchverlag Köln.

Links / Referenzen

  1. Babcock, New York Medical J.: 1907;86:153-156
  2. Brungräber, Simone: „Der Beitrag Berliner Chirurgen zur Entwicklung der deutschen und europäischen Gefäßchirurgie bis 1939“- Dissertation A, vorgelegt der Medizinischen Fakultät der Humboldt Universität zu Berlin; 1/1995; Betreuer Prof. Dr. Klaus Bürger, Dr. Ulf Th.Zierau
  3. Leitlinie zur Diagnostik und Therapie des Krampfaderleidens der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie, der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie, des Berufsverbandes der Phlebologen e.V. und der Arbeitsgemeinschaft der niedergelassenen Gefäßchirurgen Deutschlands e.V. – Zeitschrift: Gefässchirurgie >  Ausgabe 4/2004 Autor: Dr. T. Noppeney
  4. „Die Geschichte der Medizin im Spiegel der Kunst“ von Albert S. Lyons und R. Joseph Petrucelli II, erschienen in der deutschen Erstausgabe 1980 bei Du Mont Buchverlag Köln. Hach, W et V. Hach-Wunderle, Phlebologie 2008;37:55-60
  5. Zierau U. Th.: Brungräber, S.:  Das gefäßchirurgische Erbe: Die Entwicklung Berlins zu einem Zentrum gefäßchirurgischer Forschung in Europa im Zeitraum von 1880 – 1930. angio 16 (1994); Nr. 3; S. 93 – 105
  6. https://www.nice.org.uk/guidance/cg168/evidence/varicose-veins-in-the-legs-full-guideline-191485261
  7. http://www.phlebology.org/member-resources/clinical-guidelines
  8. https://www.ejves.com/article/S1078-5884(15)00097-0/fulltext

Kommentare

  1. Toll zusammenfassender wichtiger Artikel!
    Potentielle Patienten – sucht immer nach einem chirurgisch ausgebildetem Phlebologen mit nachweisbar ausreichend praktischen Anwendungen der Kathetermedizin

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