Saphenion® Rostock: Protokoll Reisethrombose

Saphenion® Rostock: Protokoll Reisethrombose – Aktuelle Erkenntnisse und Empfehlungen

Saphenion® Rostock: Protokoll Reisethrombose – Wir möchten, auf Grund unserer fast täglichen Konfrontation mit diesem Thema in unserer Praxis-Arbeit, ein paar Hinweise geben zur Prophylaxe von Thrombosen auf längeren Reisen ab 2 Stunden Dauer. Nach Beendigung der Coronamaßnahmen ist der Reiseverkehr mit allen Verkehrsmitteln wieder voll aktiv und nimmt zu. Und – auch Fernreisen liegen wieder im Trend. Auch in der Gruppe älterer Patienten nimmt die Reiselust wieder zu – dies ergeben unsere aktuellen Erfahrungen bei persönlichen Geprächen in der Praxis. Dazu gehören in vielen Fällen Kreuzfahrtschiff – Reisen, bei denen aber zunächst ein Flug zum Starthafen vorgeschaltet ist, oder aber Langstreckenflüge.  

Diese Gruppe von Patienten ist bisher in den zum Thema gehörenden wissenschaftlichen Untersuchungen noch nicht exakt erfasst worden. Es ist aber aus gefäßchirurgischer Sicht davon aus zu gehen, dass  sich in der Gruppe der Ferntouristen deutlich höhere Risiken für Reisethrombosen finden lassen. Deshalb haben wir das „Saphenion®: Protokoll Reisethrombose“ aktualisiert.

Wir hatten in der Vergangenheit, insbesondere in den Sommerwochen und im Frühherbst viele Patienten, die uns um Rat fragten. Oder mit einer im Urlaubsland oder auf dem Kreuzfahrtschiff begonnenen, unzureichenden Thrombosetherapie zu uns in die Praxis kamen. Inzwischen sehen wir diese Patienten allerdings das ganze Jahr in der Rostocker Praxis. Jede Woche bekommen wir Anfragen zur Problematik der Reisethrombosen – jeden Monat müssen wir entsprechende Therapien einleiten oder fortsetzen. Somit stellt sich die Frage:

Nimmt die Zahl an Reisethrombosen zu? Aus unseren langjährigen Erfahrungen aus beiden Praxen in Berlin und Rostock, hier seit 11 Jahren, ein eindeutiges JA!

Und in diesem Frühjahr und Sommer 2023 dürfte diese Zahl noch einmal ansteigen – wir wir alle wissen, hatte das Covid-19 – Virus und auch die verschiedenen Impfungen eine sehr hohe Thrombogenität, d.h. es bestand und besteht eine zusätzlich deutlich erhöhte Thrombosegefahr! Und auch das Grippe -Virus erzeugt Venenwandentzündungen mit nachfolgender Thrombosegefahr!

Saphenion® Rostock: Protokoll Reisethrombose – Covid-19 und Grippeviren erzeugen Gefäßwandentzündung!

Saphenion®: Protokoll Reisethrombose – virusbedingte Gefäßwandentzündung: Inzwischen ist es auch allgemein bekannt, dass eine grosse Zahl an Patienten, die mit einer Virus – Infektion gestorben sind und dann obduziert wurden, an verschiedenen Orten im venösen System (Beine, Lunge, Gehirn) Zeichen schwerer Thrombosen zeigten und letztendlich an der auf eine unbehandelte Thrombose häufig folgende Lungenembolie verstorben sind.

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Saphenion® Rostock: Protokoll Reisethrombose – Risiko Venenthrombose, Lungenembolie

Eine wichtige Ursache der venösen Lungenembolien ist die tiefe Venenthrombose. Sie entsteht durch die Bildung eines Blutgerinnsels in den Bein­venen, das den Blutfluss beeinträchtigt. Der Patient bemerkt die Thrombose durch Schmerzen im Bein. Es schwillt an und ist druckschmerzhaft, schwer und auch gerötet. Meistens beginnt eine Reisethrombose in den oberflächlichen oder tiefen Venen des Unterschenkels, hier ist auch der Venendruck am höchsten – zwischen 90 – 120 mmHg. 

Bei Grippe – und Covid-19 – Infektionen ist davon auszugehen, dass nach der Genesung von der eigentlichen Infektion entzündliche Venenwanddefekte der tiefen Unterschenkelvenen und Krampfadern bestehen bleiben und das Thromboserisiko erhöht.

Somit sind alle Reisenden, die lange im Flugzeug, Auto oder auch im Fernbus oder dem Motorrad unter beengten Verhältnissen oder in Zwangshaltungs sitzen, potentiell einem Thrombose – Risiko ausgesetzt. Ohne eine entsprechende Krankheitsanamnese ist das Risiko zwar gering (1:5000), sind jedoch Thrombosen oder Venenentzündungen in der Familie bekannt oder hat eine Operation vor der Reise stattgefunden, ist eine Thrombose nicht selten. Besteht eine Schwangerschaft oder sind Krampfadern vorhanden, steigt das Risiko auf das 8 -12 fache! Am höchsten ist das Risiko bei Frauen kurz nach der Entbindung.

Zusätzlich sind viele Arten von viralen Infektionskrankheiten, z.B. Influenca, Varicellen, Corona-Viren, HIV u.a. thrombosefördernd. Dies ist allerdings nicht erst seit der Covid-19 Pandemie bekannt. Bereits 1970 gab es zu diesem Komplex Fachveröffentlichungen.

Besonders zu beachten ist die früher als Venenentzündung bezeichnete Oberflächliche Venentrombose (OVT). Diese betrifft häufig nur einen kleinen Seitenast, zeigt sich in einer Rötung und schmerzhaften Verhärtung der Vene über eine kurze Distanz von 2-5 cm. Aber ein Patient kann nicht einschätzen, was sich in der Tiefe bereits abspielt. Hat sich die OVT bereits in eine Verbindungsvene oder eine Muskelvene ausgedehnt oder vielleicht schon in das tiefe Venensystem hin entwickelt?

Diese Fragen stehen aber akut an – und sie sind nur durch eine umgehende Ultraschalluntersuchung zu klären. Im Flugzeug oder auf dem Schiff ist dies jedoch eher selten durchführbar – deshalb ist eine Therapie ex juvantibus (aus der Erfahrung der Wirkung heraus) zunächst ohne Diagnostik sinnvoll.

Siehe dazu auch unsere Therapieempfehlungen für die Oberflächliche Venenthrombose:



Saphenion® Rostock: Protokoll ReisethromboseStehende Blutsäule im tiefen Venensystem 

Fernreisen begünstigen solche Probleme, weil das Blut beim langen Sitzen nicht wie sonst frei im Bein zirkulieren kann. Die Symptome können relativ kurz nach der Reise auftreten, aber auch bis zu vier Wochen danach. Das betrifft grundsätzlich alle Reisemittel, in denen man sitzt. Das Risiko ist nicht nur bei längeren Flugreisen erhöht.

Erfahrene Mediziner klären immer öfter darüber auf, dass die eingeschränkten Bewegungsfreiheit der Beine mit erzwungener Haltung eine sehr große Rolle spielt. Die früher als besondere Ursache diskutierten speziellen Bedingungen in der Flugzeugkabine mit niedrigem Druck und geringerer Sauerstoffversorgung sind nicht bestätigt worden.

Entscheidend ist bei der venösen Thrombose, daß die venöse Blutsäule in den Venen des Beines, insbesondere in den Unterschenkelvenen über längere Zeit „steht“. Dies löst dann eine Gerinnungskaskade aus, die zunächst mit einem lokalen Verschluss der Vene beginnt und sich bei fehlender Therapie dann in den tiefen Venen – in aufsteigender Richtung – fortsetzt. Zusätzlich können die beschriebenen Virusentzündungen der Venenwand eine grosse Rolle spielen.

Das Lungenembolie – Risiko ist – nach aktuellen Veröffentlichungen – bereits sehr hoch, wenn die Thrombose in den Unterschenkelvenen entsteht. Die bisherigen Annahmen, daß das Thromboserisiko erst ab Höhe der Knievene ansteigt, sind durch neue Veröffentlichungen relativiert worden.

Das bedeutet, daß auch die im Unterschenkel beginnende Reisevenenthrombose sehr gefährliche Komplikationen entwickeln kann!

Saphenion® Rostock: Protokoll Reisethrombose – Vorbeugende Therapiekonzepte

Wir haben bei Saphenion® Rostock einige Studien zu diesem aktuellen Thema analysiert. Insgesamt ist die Datenlage auf dem Gebiet der Reisethrombose in den letzten 6 Jahren deutlich besser geworden. Zu Fragen der Prävention von Reise­thrombosen gibt es nur wenige Stu­dien, so dass die meisten Empfehlungen auf Experteneinschätzungen beruhen. Da­raus resultieren international auch unterschiedliche Leitlinienempfehlungen. Während britische Fachleute neben allgemeinen Maßnahmen für eine ganze Reihe von Patienten wadenlange Kompressionsstrümpfe empfehlen, weist die deutsche Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft wissenschaftlich-medizinischer Fachgesellschaften (AWMF) darauf hin, dass bei gesunden Personen wegen des geringen Risikos in der Regel außer den allgemeinen Vorsichtsmaßnahmen keine weiteren Vorkehrungen notwendig sind.

Die US – Leit­linie spricht sich explizit gegen den Einsatz von Anti­koagulanzien zur Prävention einer Reisethrombose aus. Britische und deutsche Mediziner empfehlen – wie wir auch – bei Reisenden mit hohem Risiko nach individueller Abwägung eine Einmalgabe von niedermolekularem Heparin vor dem jeweiligen Reiseantritt.

Insbesondere in den USA werden von Reisenden ASS / ASPIRIN und ähnliche, frei verkäufliche preiswerte Thrombozytenaggregations – Hemmer als Thromboseprophylaxe allgemein favorisiert.

Diese Therapie ist nach unserer Meinung jedoch weitgehend wirkungslos. Bereits in 1988 hat der Autor in seiner Dissertation an der Humboldt Universität zu Berlin darauf hingewiesen, dass diese Substanzen (ASS, Aspirin) im Venensystem keine wesentliche antithrombotische Wirkung erreichen. Diese Aussage wurde und wird von vielen Autoren auch aktuell bestätigt.

Saphenion® Rostock – Unser Praxis – Newsletter zum Thema liegt in der Praxis zur Mitgabe bereit!

Saphenion® Rostock: Protokoll ReisethromboseUnsere Empfehlungen

Wir empfehlen für die Reisesaison, egal ob im Bus, Flugzeug oder bei langen Auto – oder Motorradfahrten folgende Prophylaxe:

Zunächst gilt es, sich allgemeiner Basismaßnahmen zu erinnern. Dazu gehören ausreichende Flüssigkeitszufuhr, Bewegungen in der Unterschenkelmuskulatur, Bewegungsübungen der Beine, kein Übereinanderschlagen der Beine im Buss oder Flugzeug und das Tragen von komprimierenden Strümpfen. Auch sollten ggf. die Schuhe ausgezogen werden.

Bei den o.g. bekannten Risiken gilt dann zusätzlich:

  1. Tragen von Kompressionsstrümpfen Klasse 1 – 2 bei Flügen von mehr als 2 Stunden Dauer für Patienten mit bekannten Risikofaktoren (Virusinfekte in der kürzeren Krankengeschichte!) und auch bei bestehendem Krampfaderleiden.
  2. Einmalige Injektion von Heparinpräparaten vor Reisebeginn bei Patienten mit bereits bekannter tiefer Venenthrombose oder Oberflächlicher Venenthrombose (früher: Venenentzündung)gerade bei diesen Patienten ist unter aktuellen Therapiekriterien eine Heparinprophylaxe neu zu empfehlen, da das Risiko einer Tiefen Venenthrombose erheblich steigt.
  3. Die Gabe von Heparin bei Schwangeren und Müttern unmittelbar nach der Entbindung muss individuell diskutiert werden.
  4. Und es sollte unbedingt eine Sanierung des Venensystems erfolgen, wenn bereits Oberflächliche Venenthrombosen (Venenentzündungen) stattgefunden haben. Hier steht eine ganze Palette endovenöser Therapieverfahren zur Verfügung. Diese sind bereits 6 – 8 Wochen nach einer akuten Venenentzündung anwendbar. Eine radikal – chirurgische Therapie ist nicht mehr notwendig.
  5. Zur Risikogruppe müssen aber – nach den aktuellen Ereignissen und Erkenntnissen der Covid-19 Pandemie – auch alle VirusInfizierten gerechnet werden. Die Ausheilung der Infektionserkrankung birgt die Gefahr bestehender Venenwandschäden in sich.

Photos: Utzius

Paper / Links

https://www.coliquio.de/wissen/kardiorenal/update-awmf-s2k-leitlinie?uac=314300DG&sso=true&utm_medium=email&utm_source=ta&utm_campaign=dn

https://www.tagesschau.de/inland/corona-obduktionen-studie-101.html

https://www.watson.de/leben/coronavirus/126264701-rechtsmediziner-untersucht-corona-tote-und-berichtet-von-auffaelligkeit?utm_source=facebook&utm_medium=sso_tol&utm_campaign=sso&fbclid=IwAR3jDlObWJv8dDNypQNxoIwkLOwFcQRgx1o7Htc-jUJ1zBDcXIg12ZhmSiU

https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/065-002k_S2k_VTE_Venenthrombose-Lungenembolie_2017-04.pdf

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