Saphenion® – Op-Fehler am Chirurgengeburtstag?

Saphenion® – Op-Fehler am Chirurgengeburtstag? Studienlage:

Saphenion® – Op-Fehler am Chirurgengeburtstag? Mehr als die Hälfte aller unerwünschten Ereignisse post OP sind auf menschliches Versagen zurückzuführen, schreiben der Chirurg Professor Dr. James W. Suliburk vom Baylor College of Medicine in Houston und seine Kollegen.

Bei 182 von insgesamt 5365 Patienten kam es innerhalb von sechs Monaten nach einem chir­urgischen Eingriff zu Komplikationen. In 56,4 % der Fälle konnten die Forscher Defizite in der Performance der behandelnden Ärzte ausmachen. Am häufigsten erhöhten Fehler in der Ausführung die Quote, z.B. durch mangelnde Aufmerksamkeit oder Vergesslichkeit (51 %). Auch während der Planung oder Problemlösung (28,6 %) kam es zu folgenreichen Fehlern, seltener aufgrund mangelnder Kommunikation (12,5 %), Teamarbeit (4,7 %) oder weil Regeln verletzt wurden (3,1 %).

Auch US-amerikanische Wissenschaftler haben in einer großen Studie untersucht, ob sich Operationen rund um den Geburtstag des Chirurgen auf die post-operative Mortalität von Patienten im Vergleich zu anderen Tagen auswirkt.

In der retrospektiven Beobachtungsstudie untersuchten die Forscher aus Los Angeles und Boston 980.876 operative Eingriffe, die von 47.489 Chirurgen durchgeführt worden sind. Davon fanden 2064 (0,2%) am Geburtstag des Operierenden statt (Geburtstagsgruppe). Diese Gruppe wurde in einen Vergleich zur Gruppe der anderen Patienten gestellt.

Die Patienten der „Geburtstagsgruppe“ unterschied sich nicht bezüglich Faktoren wie der Schwere der Erkrankung, ihrem Alter oder Komorbiditäten von den restlichen Patienten. Die 30-Tage-Mortalität bei Eingriffen am Geburtstag des Chirurgen lag bei 7,0%, für die übrigen Tage im Jahr bei 5,6%.

Saphenion® – Op-Fehler am Chirurgengeburtstag? Die Ursachen:

Die verschiedenen Autoren der Studie führen eine Reihe von möglichen Erklärungen für die höhere Komplikationsrate am Geburtstag des Chirurgen an:

  • Höherer Zeitdruck, da möglicherweise Pläne für den Abend und Vorbereitungen der Feier anstehen.
  • Unterhaltungen über den Geburtstag mit Kollegen, Anästhesisten oder Krankenschwestern führen zu Ablenkung.
  • Vermehrt Anrufe und Nachrichten auf dem Telefon, welche ebenfalls zu Ablenkung und verringerter Konzentration führen.
  • Vermehrtes Überlassen von Tätigkeiten an Assistenten oder Studierende, um den OP-Saal früher verlassen zu können.
  • Müdigkeit bei der Entscheidungsfindung, da zuvor viele Entscheidungen rund um Geburtstagsfeierlichkeiten getroffen werden mussten.
  • Unterschiede bei der postoperativen Betreuung. Nach einem Abendessen mit Freunden und Familie wird die Klinik seltener aufgesucht als an anderen Tagen, um Patienten zu begutachten.
  • Mangelnde Aufmerksamkeit oder Vergesslichkeit
  • Fehlerhafte Planung und Problemlösung

Saphenion® – Op-Fehler am Chirurgengeburtstag? Unsere Meinung:

Der älteren Frau auf dem Tisch soll eine Krampfader am rechten Bein mittels Katheter verschlossen werden. Wir fragen zum Einen den Patienten unmittelbar vor Gabe des Beruhigungsmittels, zum Zweiten wird auf dem Op-Bogen schon vor dem Eingriff das Op-Areal eingezeichnet und drittens kommt in jedem Fall auch noch die komplette Ultraschall-Untersuchung aller Stammvenen vor Beginn des Eingriffs dazu.

Seitenverwechslung ist einer der häufigsten Fehler in der Chirurgie. Durch die dreifache Überprüfung des Op-Feldes und der zu behandelnden Organstrukturen ist dieses Verwechslungsrisiko nunmehr nahezu ausgeschlossen. Die von uns eingeführte Dreifachkontrolle einschließlich der Fragen an den Patienten führen zu einem prae operativen „Time-out“ und damit zu einer Erhöhung der Konzentration – Fehlerprävention wie im Flugzeugcockpit.

Die Harvard School of Public Health konnte nachweisen, dass sich mit diesem „time-out“ der Anteil von schwerwiegenden Komplikationen an allen Fehlern von elf Prozent auf sieben Prozent senken lässt. Dort gehen die Ärzte vorab noch mögliche kritische Momente während des Eingriffs durch, und jeder Anwesende – vermummt mit Haube und Mundschutz – muss vor dem ersten Schnitt seinen Namen nennen und seine Rolle bei der Operation, damit es im Notfall keine Verwechslungen gibt.

Allerdings sehen wir – im Gegensatz zu den o.g. Studien – nicht den Geburtstag des Chirurgen als Kumulationspunkt für Op-Fehler. Der Geburtstag wird auch von einem Chirurgen eher als positiv gefühlt und bewertet. Somit entsteht eine positive Grundstimmung im Op und mit den Mitarbeitern. Für uns ist dieser Tag nicht problemrelevant und nicht das Datum für vermeintliche Op-Fehler!

Die Hauptursachen für diese Fehler sehen wir in eher negativ behafteten Erlebnissen und Situationen des Chirurgen. Dazu gehören in erster Linie persönliche private Probleme (Scheidungen, Ärger mit den Kindern), vermeintliche Haftungsprozesse und /oder Schreiben von Rechtsanwälten, Ärztekammern, Krankenversicherungen und Medizinbehörden, nicht gezahlte Honorare, Anweisungen der Krankenhausleitung zu Therapiemethoden und Fake-Bewertungen auf verschiedenen Ärzteplattformen. Es gibt sicher noch eine ganze Reihe anderen Gründe für den Disstress von Chirurgen, dieser ungesunde Stress dürfte aber die wesentliche Ursache für Op-Fehler sein.

Literatur / Links

https://www.aerzteblatt.de/archiv/53610/Arbeitsbedingungen-und-Sicherheit-am-Arbeitsplatz-OP

Analysis of Human Performance Deficiencies Associated With Surgical Adverse Events; Suliburk JW et al. JAMA Netw Open 2019; 2: e198067

https://www.bmj.com/content/371/bmj.m4381

https://www.zeit.de/2009/25/M-Chirurgenfehler?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.de

https://www.medical-tribune.de/medizin-und-forschung/artikel/mangelnde-konzentration-ist-hauptursache-fuer-op-fehler/

https://www.coliquio.de/wissen/chirurgie-102/mortalitaet-geburtstag-100?al_uk=3760591b14b58bd0e1f4f8a0af9c0ddc&al_an=2&al_vu=1609549227&al_md=99bd8ad4486327089de36a8c01dfd0ac&utm_medium=email&utm_source=ta&utm_campaign=dn

https://www.bmj.com/content/361/bmj.k1343?int_source=trendmd&int_medium=cpc&int_campaign=usage-042019

https://www.bmj.com/content/359/bmj.j4366?utm_source=TrendMD&utm_medium=cpc&utm_campaign=The_BMJ%253A_Research_TrendMD_0

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