Gefäßchirurgie – Geschichte an der Rostocker Universitätsklinik

Gefäßchirurgie an der Universitätsklinik Rostock – Carl Alois Garrè

Die Gefäßchirurgie nahm am Ende des 19. Jahrhunderts einen gewaltigen Aufschwung. Grund waren – neben der Kühnheit der Chirurgen – eine vervollkommnete Asepsis, eine verbesserte OP-Technik und feinere chirurgische Instrumente.

Diese Faktoren haben auch die Gefäßchirurgie des Gefäßsystems ganz ausserordentlich befördert.

Im Jahre 1894 wurde der Schweizer Chirurg Carl Alois Garrè Orninarius der Chirurgischen Universitätsklinik in Rostock. Er leitete die Klinik 7 Jahre. Er leitete seine Assistenten auch zu wissenschaftlichen Arbeiten auf dem Gebiet der Gefäßchirurgie an und war selbst praktisch außerordentlich oft am Herz – und Gefäßsystem aktiv. Auch die Halsschlagader wurde bereits operiert.

Carl_Alois_Philipp_Garrè

Carl Alois Garrè

Zehn Jahre zuvor war Friedrich Trendelenburg Ordinarius der Chirurgie in Rostock. Er gilt als der Begründer der Pathophysiologie am Beinvenensystem und klärte die Funktionsweise von defekten Beinvenen (Krampfadern)  auf. Veröffentlicht hat er seine Arbeiten 1893 asl Ordinarius für Chirurgie in Bonn (Beitragsbild).

Gefäßchirurgie – Julius Dörfler, Assistent  bei Garrè

Garrè s Assistent Julius Dörfler veröffentlichte 1899 in den „Beiträgen zur klinischen Chirurgie Bd. 24“ die Arbeit „Ueber Arteriennaht“. er beschrieb in mehreren Fallbeschreibungen die Technik und den Erfolg an verschiedenen Regionen des Gefäßsystems: „So sehen wir wir Verletzungen des Herzens des öfteren durch die Naht geheilt, sehen die Venennaht als bewährte Methode wohl allgemein geübt und finden in den letzten Jahren auch eine erstaunliche Zahl erfolgreicher Arteriennähte verzeichnet.“

Gefäßchirurgie – Hans Jacobsthal, Assistent bei Garrè

Ein Jahr später konnte man dann in „Bruns Beiträgen zur klinischen Chirurgie 27 (1900) einen Artikel von Hans Jacobsthal, einem weiteren Assistenten Garrè`s aus der Rostocker Universitätschirurgie lesen: „Zur Histologie der Arteriennaht“. Er veröffentlichte experimentelle Arbeiten, die er selbst im Tierversuch in der Rostocker Klinik durchgeführt hatte.

„Seit den grundlegenden Arbeiten Jassinowsky`s (1891!) ist die Naht der Blutgefäße mehr und mehr in den Vordergrund des chirurgischen Interesses getreten. Speziell die Venennaht hat sich nunmehr nach den zahlreichen Operationen bei Verletzungen größerer Venenstämme ihr Bürgerrecht in der chirurgischen Therapie erworben.

Jacobsthal kam zu einem für die gesamte Gefäßchirurgie ganz entscheidenden Ergebnis:

„Nachdem aber, namentlich durch die experimentellen Arbeiten von Murphy, Silberberg und Dörfler der Beweis erbracht war, das der Faden durch die gesamte Gefäßwand gelegt werden darf, ohne das die Fäden eine Gefäßthrombose veranlassen…wird die Technik der Gefäßchirurgie nicht unbedeutend erleichtert und die Möglichkeit ihrer Anwendung auf ein grösseres Gefäßgebiet ausgedehnt.“

Beide Arbeiten aus Rostock waren nicht unwesentlich für die Entwicklung des heute noch üblichen „Venen – Strippings“, des Herausziehens von Krampfadern.

Diese Technik der Krampfadertherapie wurde 1907 erstmals vom Amerikaner William W. Babcock vorgestellt und wird auch heute noch in leicht abgewandelter Form durchgeführt.

Gefäßchirurgie – Heute endovenös….

Es werden heute weltweit zunehmend nicht radikale Methoden unter Verwendung von Kathetern und Venenklebern favorisiert. Diese minimalinvasiven Methoden bringen einen deutlichen Gewinn für die Rekonvaleszenz und Arbeits – Freizeitaktivitäten für Patienten aller Altersstufen. Insbesondere aber bei älteren Patienten und übergewichtigen Patienten bieten die endovenösen Katheterverfahren entscheidende Vorteile.

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