Saphenion®: Mikroschaumtherapie bei Stammkrampfadern

Saphenion®: Mikroschaumtherapie bei Stammkrampfadern – Grundlagen

Saphenion®: Mikroschaumtherapie bei Stammkrampfadern – Die Verödungstherapie mit Mikroschaum ist grundsätzlich auch an den Stammvenen der Arme, Beine und des Rumpfs erfolgreich durchführbar. Der besser geeignete Klebende Mikroschaum ist eine Modifikation des bekannten Verfahrens der Mikroschaumverödung von Seitenästen, Netz – und Besenreiservenen. Man erweitert die Verödungskomponente des Wirkstoffs Polidocarnol mit dem Klebeeffekt von hochprozentiger steriler Glukose-Lösung.

Die Glucose – Verödungstherapie wurde bereits einmal in den 20er – 60er Jahren des letzten Jahrhunderts zur Behandlung auch von Stammkrampfadern und Seitenastkrampfadern eingesetzt. Ferdinand Sauerbruch legte 1930 – nach den vorgelegten guten Langzeitergebnissen (3 Jahre) durch seinen Oberarzt K. Bierendempfel – die Therapie mittels Glukoseverödung an der Berliner Charitè als Standarttherapie fest.

Somit wurde die Charitè die erste Klinik in Deutschland, in der eine nicht radikal chirurgische Therapie von Stammkrampfadern als Therapie der 1. Wahl festgelegt wurde. Ihr sollten bis 1933 weitere 10 Universitäts – Kliniken in Deutschland folgen.

Saphenion®: Mikroschaumtherapie bei StammkrampfadernPathophysiologische Betrachtung

In der klinischen Praxis sind klare Definitionen für den Einsatz des Klebenden Mikroschaums (Sealing Foam) notwendig. Dies um so mehr, als daß aktuelle pathophysiologische Erkenntnisse zur Ursache der Krampfadern davon ausgehen, daß eine inkomplette Sanierung nur einzelner Venensegmente oder ausschließlich einzelner Venenklappen nicht hinreichend sind. Gleiches gilt auch für das sogenannte „stadienadaptierte“ Stripping, also das radikale Herausziehen nur eines Krampfadersegments an Ober – oder Unterschenkel.

Pathologische Veränderungen auf Zellebene und Gewebestrukturen (z.B. durch Infektionskrankheiten wie Influenza, HIV, Corona) sowie chemischen Rezeptoren (Östrogen – Rezeptoren an den Venenwänden – Östrogenpillen!) bedingen zunächst die Erweiterung / Entzündung der Hautvenen. Die mechanische Komponente Blutflußumkehr durch den dann entstehenden Venenklappendefekt ist eine Folge dieser zellulären – und Gewebeveränderungen.

Es liegt also auf der Hand, dass eben doch das gesamte Hautvenensystem in zeitlicher Abstufung betroffen ist. Nur die Ausprägung verläuft diskontinuierlich. Therapeutisch ändert dies aber den Blickwinkel – nicht mehr nur die in der Farbduplexsonografie defekte Vene, eher auch die Vene ab 4 – 5 mm Durchmesser ist bereits als defekt und deshalb therapiepflichtig anzunehmen.

Saphenion®: Mikroschaumtherapie bei Stammkrampfadern – 18 Jahre Mikroschaum

Saphenion setzt die Mikroschaumtherapie seit 18 Jahren ein. Die inzwischen elfjährige erfolgreiche Arbeit mit dem Venenkleber „VenaSeal®“ – legte die Idee nahe, auch dem Mikroschaum zusätzlich eine klebende Wirkung zu geben. Dies gelingt z.B. durch die Modifikationen des Schaums mittels Beigabe von hochprozentiger Glukoselösung.

Durch die permanente Nutzung des Ultraschalls ist heute auch die Therapie von Seitenästen und partiell oder komplett defekten Stammkrampfadern (von 2,5 mm bis maximal 4,5 mm Durchmesser) möglich. In der Effektivität ist der Klebende Mikroschaum mit den anderen kathetergestützten Therapieformen (Laser, Radiowelle, Heißdampf, Venenkleber) vergleichbar geworden. Er wird von uns nach der Ultraschalluntersuchung und dem Erheben des klinischen Befundes in allen klinisch möglichen Fällen auch besprochen und empfohlen.

Auch unter Kostenaspekten ist der Klebende Mikroschaum eine hervorragende Alternative, da wir nicht nur die kostenintensiveren thermischen Katheterverfahren oder den teureren Venenkleber für die Behandlung defekter Stammvenen einsetzen müssen.

Saphenion®: Mikroschaumtherapie bei Stammkrampfadern: Unsere Ergebnisse

Nach 8 Jahren ( 96 Monate ) Therapie an den Stammkrampfadern von Beinen, Armen und am Rumpf zeigt der Klebende Mikroschaum „Sealing Foam“ im genannten Zeitraum und den genannten Indikationen eine vergleichbare Effektivität wie der endovenöse Laser oder das radikalchirurgische Stripping bei deutlich geringeren Nebenwirkungen und ohne jede Narbenentwicklung. Die Therapie ist gewebeschonend und eine sofortige Mobilisierung ist ohne Einschränkung möglich. Die für die radikale Chirurgie und die thermischen Verfahren bekannten Nebenwirkungen, wie z.B. neurologische Komplikationen und Verletzungen von Lymphbahnen, bleiben hier sehr selten.

Dies hat auch die Fachgesellschaft für Venenheilkunde (DGP) dazu veranlasst, in den aktuellen Leitlinien zur Krampfadertherapie neben dem nicht thermischen Verfahren Venenkleber „VenaSeal®“ auch den „Mikroschaum“ für die Therapie von Krampfadern am Unterschenkel zu empfehlen.

Seit Dezember 2006 haben wir 20 008 Mikroschaumtherapien durchgeführt. In den letzten 96 Monaten (8/2015 – 4/2023) wurden bei Saphenion in 8416 Fällen Klebender Mikroschaum für die Therapie der sichtbaren Krampfadern gewählt.

In 1507 Fällen wurde eine Stammvaricosis behandelt. Im Einzelnen betraf dies in 515 Fällen die V. saphena parva, in 357 Fällen die V. saphena magna und in 637 Fällen akzessorische Stammvenen an Oberschenkel und Unterschenkel. Das Durchschnittsalter der Patienten betrug 54 Jahre (15 – 94 Jahre).

Die Therapie einer inkompletten Stammvaricosis ist im Zeitraum von 96 Monaten zu 94 % erfolgreich. Die Vena saphena parva zeigt sich in 90,7 % (467 Venen) verschlossen. Die Vena saphena magna war, über den gleichen Zeitraum betrachtet, in 85,7% verschlossen (307 Venen). Die akzessorischen Stammvenen waren – nach Unterbrechnung des Zuflusses aus der Leiste oder der Stammkrampfader – in 93,1% verschlossen (593 Venen).

Dies entspricht einer Gesamtverschlussrate von 90,8% für alle therapierten Venen.

Saphenion®: Mikroschaumtherapie bei Stammkrampfadern: Unsere Erfahrungen

Mit der Modifikation der Mikroschaumtherapie zum Klebenden Mikroschaum (Sealing Foam) sehen wir in den letzten Jahren eine wesentlich verbesserte Verschlusseffektivität. Auch die häßlichen braunen Striche und Flecken nach der Therapie – sog. Hyperpigmentationen – sind seltener. Hämatome unter der Haut an den Punktionsstellen sind in < 8% aufgetreten. Venenentzündungen haben wir in 38 Fällen (2,5% – mehrere Fälle nach Covid-Impfung!) gesehen und entsprechend nachbehandelt.

Hierbei sind aktuell 2 gegensätzliche Fakten auch beachtenswert: Zum Einen haben wir Venenentzündungen bei therapierten Patienten, die zuvor eine Covid-Infektion erlebt oder eine Covid-Impfungen erhalten hatten, häufiger gesehen. Hier haben wir unser Behandlungsschema entsprechend der klinischen Erfahrungen angepasst und führen eine Mikroschaumtherapie erst ca. 2- 3 Monate nach der Infektion oder Impfung durch.

Zum Anderen tritt eine Venenentzündung nach der Mikroschaumtherapie deutlich seltener auf, wenn der Patient begleitend zur Mikroschaumverödung eine Kompressionsmassage der Beine und eine begleitende Sauerstoff-Mehrschritt-Therapie erhält. Wir haben nach SMT-Therapie nur in 4 Behandlungsfällen eine oberflächliche Hautvenenthrombose (OVT) gesehen.

Eine partielle tiefe Venenthrombose von Unterschenkelvenen nach der Mikroschaumtherapie mit Klebendem Schaum (8416 Patienten) sahen wir insgesamt in nur 9 Fällen (0,1%). Trotzdem führen wir bei allen Mikroschaum – Therapien im Stammvenensystem eine einmalige Thromboseprophylaxe während der Therapie durch.

In lediglich 10 Fällen (0,12%) mußten wir offene Stellen (Punktionsulcera) nachbehandeln. Bei einer Patientin aus dieser Gruppe sahen wir mehrere Punktionsgeschwüre, allerdings wurde die Nachbehandlung nicht durch uns durchgeführt. Hier wurde auswärtig mit Salben und Sprays experimentiert, so daß die Ursachen für die Geschwüre nicht fest zu stellen und der Heilungsverlauf deutlich verlängert war.

In keinem Fall wurde von unseren Patienten Sensibilitätsstörungen oder Taubheitsgefühl nach der Behandlung beschrieben.

Im Wesentlichen berichten unsere Patienten neben den sichtbaren kleinen Punktionshämatomen in erster Linie von leichtem Stranggefühl und Druckschmerz über der behandelten Vene. Auch muskelkaterähnliche Erscheinungen traten auf (dies ähnelt den Symptomen nach dem VenaSeal® – Venenkleben). Bei 5 Patientinnen erlebten wir in der Praxis leichte Migräneattacken nach der Behandlung. Andere Nebenwirkungen (Allergien) oder Komplikationen (Venenembolie) traten nicht auf.

Somit ist die Therapie Klebender Mikroschaum eine sehr wirkungsvolle, effektive und preisgünstige Alternative und Ergänzung zu den häufig bei der Stammvaricosis eingesetzten thermischen Katheterverfahren Laser, Radiowelle, Heißdampf, dem nicht thermischen Venenkleber (VenaSeal®) oder dem Clarivein – Katheter. Damit wird die Mikroschaumtherapie auch für den Einsatz beim kosmetisch anspruchsvollen und auch beim älteren Patienten interessant.

Unter Berücksichtigung der aktuellen Erkenntnisse zu den Ursachen von Krampfadern (Zellwandumbau und – zerstörung, Bindegewebsveränderungen, Hormonrezeptorenüberschuss) bietet sich der Klebende Mikroschaum nach unseren Erfahrungen – wie auch weltweit von spezialisierten Kollegen beschrieben – als eine schonende Alternativtherapie bei Stammkrampfadern an, und gilt für die Behandlung von Seitenastkrampfadern inzwischen als Therapie der 1. Wahl.

Fotos: Utzius

Gemälde: Sylva Tkotsch für Saphenion® Rostock

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Saphenion Patienteninfo: Leitlinien Krampfaderverödung

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Saphenion® – 5 Jahre Klebender Mikroschaum bei Stammkrampfadern

SaphenionPatienteninfo: Klebender Mikroschaum

Mikroschaum bei Rumpfkrampfadern-foam in hull varicose

https://www.saphenion.de/news/mixed-emotions-venaseal-und-mikroschaum-simultan-update-1/

https://www.saphenion.de/news/therapie-der-stammvaricosis-mit-einem-neuen-mikroschaum/

https://www.saphenion.de/news/saphenionpatienteninfo-mikroschaum-und-krampfaderaesthetik/

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