Saphenion®: Krampfadern und AntibabyPille

Saphenion®: Krampfadern und AntibabyPille

Saphenion®: Varicose veins and oral Anticonception

Saphenion®: Krampfadern und Antibabypille – Dieses Thema beschäftigt uns in der gefäßchirurgischen Sprechstunde nahezu täglich. Obwohl eigentlich aus vielen Veröffentlichungen in einschlägigen Journalen und Fachzeitschriften allgemein bekannt, sind wir immer wieder verblüfft darüber, daß diesem Thema so wenig reale Aufmerksamkeit gewidmet wird.

In der Literatur finden wir eine Vielzahl von verschiedenen Angaben zum Risiko der Krampfaderentstehung bei einer bekannten Familienanamnese. Eine positive Familienanamnese ist sowohl bei Männern (80%), als auch bei Frauen (95%) mit Krampfadern häufiger als bei beiden Geschlechtern ohne die positive Familienanamnese. Die Häufigkeit der Krampfaderentstehung ist bei Männern jedoch deutlich weniger mit einer genetisch bedingten Familienanamnese verbunden, als bei Frauen. Es ist inzwischen sicher, dass es eine erbliche Komponente von Krampfadern gibt, diese ist jedoch nicht allein für die Krampfaderentstehung verantwortlich. Die bereits bekannten Risikofaktoren – langes Stehen, langes Sitzen, zu hohes Gewicht usw. -, spielen ebenso eine wesentliche Rolle, wie auch die Hormontherapie (z. B. AntibabyPille, Brustkrebstherapie).

Saphenion®: Varicose veins and birth control pills – We are concerned with this topic almost every day in our vascular surgery consultation hours. Although it is well known from many publications in relevant journals and specialist journals, we are always amazed that so little real attention is paid to this topic.

In the literature, we find a large number of different information on the risk of developing varicose veins with a known family history. Positive family history is more common in both men (80%) and women (95%) with varicose veins than in both sexes without a positive family history. The frequency of the development of varicose veins is, however, significantly less associated with a genetically determined family history in men than in women. It is now certain that there is a hereditary component of varicose veins, but this is not solely responsible for the development of varicose veins. The already known risk factors – standing for long periods, sitting for a long time, excessive weight, etc. – also play an essential role, as does hormone therapy (e.g. birth control pills, breast cancer therapy).

Saphenion®: Krampfadern und AntibabyPille: Der Einfluss von Hormonen

Saphenion®: Varicose veins and oral anticonception – The influence of hormones

Saphenion®: Krampfadern und Antibabypille – Das Vorhandensein von Östrogen- und Progesteronrezeptoren in den Wänden normaler Venen und Krampfadern wurde inzwischen vielfach wissenschaftlich untersucht. Rezeptoren für beide Hormone wurden in der Innenwand (Intima) und in der Mittelschicht (Media) von Venenwänden bei Frauen und auch Männern nachgewiesen. In der äußeren Schicht der Gefäßwände von Venen (Adventitia) konnten diese Hormonrezeptoren ebenfalls gefunden werden. Die Anzahl von Östrogenrezeptoren waren bei beiden Geschlechtern in gesunden Venenabschnitten von Krampfadern im Vergleich zu normalen Venen niedriger! In Krampfaderabschnitten waren Östrogenrezeptoren wesentlich häufiger als in den gesunden Abschnitten derselben Vene. Dies gilt insbesondere für Frauen. In ähnlicher Weise waren die Progesteronrezeptorwerte in den gesunden Venen bei Frauen höher als bei Männern.

Diese geschlechtsspezifischen Unterschiede hängen mit der hormonellen Wirkung des Estrogens und Progesterons auf die Venenwand zusammen. Auch altersabhängige Unterschiede sind nachgewiesen worden. Somit gilt als sicher, daß die verschiedenen Sexualhormone einen wesentlichen Einfluss auf die Entstehung von Krampfadern haben können. Damit gilt als sicher, daß eine Hormontherapie entsprechend verstärkend auf die Entstehung von Krampfadern und die durch Krampfadern erzeugten Beschwerden wirken kann.

The presence of estrogen and progesterone receptors in the walls of normal veins and varicose veins has now been scientifically investigated many times. Receptors for both hormones were found in the inner wall (intima) and the middle layer (media) of vein walls in women and men. These hormone receptors could also be found in the outer layer of the vascular walls (adventitia). The number of estrogen receptors was lower in healthy vein sections of varicose veins in both sexes compared to normal veins! Estrogen receptors were much more common in varicose vein sections than in healthy sections of the same vein. This is especially true for women. Similarly, progesterone receptor levels in the healthy veins were higher in women than in men.

These gender-specific differences are related to the hormonal effects of estrogen and progesterone on the vein wall. Age-related differences have also been demonstrated. It is therefore certain that the various sex hormones can have a significant influence on the development of varicose veins. It is therefore certain that hormone therapy can have a correspondingly intensifying effect on the development of varicose veins and the symptoms caused by varicose veins.

Saphenion®: Krampfadern und Antibabypille – Venöse Komplikationen

Saphenion®: Varicose veins and oral Anticonception – Venous complications

Saphenion®: Krampfadern und Antibabypille – Die oberflächliche Venenthrombose (Venenentzündung) korreliert signifikant mit dem Alter der Patientinnen, aber auch mit der Östrogendosis sowie dem Progesterongehalt der AntibabyPille. Tiefe Venenthrombosen treten nicht häufiger auf, sofern noch keine Krampfadern bestehen. Das Risiko einer oberflächlichen Thrombose (Venenentzündung – OVT) ist bei Patientinnen mit einer östrogenhaltigen AntibabyPille aber auch bei Patientinnen ohne Einnahme einer AntibabyPille mit schweren Krampfadern signifikant erhöht.

Die Einnahme der AntibabyPille ist auch ein Risikofaktor für die Ausbildung von Krampfadern. Untersuchungen haben gezeigt, dass Gestagen und Progesteron auf die Venen verengend wirken, während Östrogen die Hautvenen erweitert und damit zu Krampfadern werden lässt.

The superficial vein thrombosis (phlebitis) correlates significantly with the age of the patient, but also with the dose of estrogen and the progesterone content of the contraceptive pill. Deep vein thrombosis is not more common if there are no varicose veins. The risk of superficial thrombosis (phlebitis) is significantly increased in patients with an estrogen-containing birth control pill but also in patients without a birth control pill with severe varicose veins.

Taking birth control pills is also a risk factor for developing varicose veins. Studies have shown that gestagene and progesterone have a constricting effect on the veins, while estrogen dilates the superficial veins and turns them into varicose veins.

Saphenion®: Krampfadern und Antibaby – Pille – Unsere Empfehlungen

Saphenion®: Varicose veins and birth control pills – our recommendations

Saphenion®: Krampfadern und Antibabypille – Der Gefäßchirurg hat eine große Verantwortung und auch einige fachliche Erfahrungen mit dem Einfluss der Hormontherapie auf Gefäße im Allgemeinen und die Venen / Krampfadern im Besonderen. Deshalb ist eine begleitende Untersuchung durch die Gefäßspezialisten im Rahmen einer Beurteilung der Möglichkeiten zur Antikonzeption sicher zu empfehlen.

  • An erster Stelle steht für den Gefäßspezialisten die Anamnese. Im Patientengespräch gilt es immer, nach einer eventuellen Hormontherapie zu fragen und auch dezidiert die Art der Hormone zu definieren. Viele Patienten kennen die Wirkungen der AntibabyPille auf ihre Beine sehr gut, können jedoch zunächst keine Zuordnung zu den Krampfadern treffen. Auch ist häufig die Familienanamnese nicht bekannt oder spielte in der bisherigen Ursachenforschung von Beschwerden keine Rolle.
  • Bei Gestagen / Progesteron – Pillen ist ein Einfluss auf das Venensystem und die eventuell bestehende Krampfadern eher positiv zu werten. Bei Estrogen – Pillen ist ein negativer Einfluss sicher. Hier gilt es, die Empfehlung zu einem Wechsel des Präparates – weg vom Estrogen – zu initiieren. Für die Venen ist es schonender, eine „ Minipille“ auf Gestagen – Basis einzunehmen. Sie bewirkt vor allem die Verdickung des Schleims am Gebärmutterhals oder verhindert den Eisprung.
  • Bei bestehender familiärer Belastung mit einer Krampfadererkrankung empfehlen wir bereits die Umstellung der Päparate weg vom Estrogen. Damit soll die Ausprägung der Krampfadern verlangsamt und das Risiko für Beschwerden und venöse Komplikationen bereits im Frühstadium gesenkt werden.
  • Bei bereits erlebter oberflächlicher Venenthrombose (Venenentzündung) ist ein Präparatewechsel zwingend und es muss dringend eine Diagnostik von Krampfadern erfolgen. Auch sollte dann über eine minimalinvasive Kathetertherapie an den beginnenden oder bestehende Krampfadern gesprochen werden.
  • Im Falle bereits stattgehabter tiefer Venenthrombosen oder auch Lungenembolien raten wir dringend von der Fortsetzung jeder Art von Hormontherapie mittels AntibabyPille ab. In diesen Fällen sind andere Methoden der Verhütung zwingend. Auch hier ist eine Diagnostik und interventionelle Therapie der bestehenden Krampfadern dringend anzuraten, sofern dies nach Befunderhebung und Ausheilung der tiefen Venenthrombose möglich ist.

In jedem einzelnen Fall suchen wir den Kontakt zum behandelnden Gynäkologen oder bitten unsere Patientinnen, ein Gespräch mit ihm zu führen, da hier eine große fachübergreifende Verantwortung besteht!

The vascular surgeon also has a great deal of responsibility and also has some special experience with the influence of hormone therapy on vessels in general and the veins/varicose veins in particular. Therefore, an accompanying examination by the vascular specialist as part of an assessment of the options for contraception is recommended.

For the vascular specialist, the anamnesis comes first. When talking to the patient, it is always important to ask about possible hormone therapy and also to specifically define the type of hormones. Many patients know the effects of the contraceptive pill on their legs very well, but cannot initially assign them to the varicose veins. The family history is also often not known or has not played a role in previous research into the causes of complaints.

With gestagen/progesterone pills, an influence on the venous system and any varicose veins that may be present should be rated as positive. A negative influence is certain with estrogen pills. Here it is important to initiate the recommendation to change the preparation – away from estrogen. It is gentler on the veins to take a “mini-pill” based on progestin. It mainly causes the mucus on the cervix to thicken or prevents ovulation.

If there is a family history of varicose vein disease, we recommend switching the preparations away from estrogen. This is intended to slow down the development of the varicose veins and reduce the risk of symptoms and venous complications at an early stage.

If you have already experienced a superficial vein thrombosis (phlebitis), a change in preparation is mandatory and a diagnosis of varicose veins is urgently required. A minimally invasive catheter therapy for the beginning or existing varicose veins should also be discussed.

In the case of previous deep vein thromboses or pulmonary embolisms, we urgently advise against continuing any type of hormone therapy using the contraceptive pill. In these cases, other methods of contraception are mandatory. Here, too, diagnosis and interventional therapy of the existing varicose veins is urgently recommended, provided that this is possible after the diagnosis and healing of the deep vein thrombosis.

In each case, we seek contact with the treating gynecologist or ask our patients to talk to him, as there is great interdisciplinary responsibility here!

Fotos: Utzius

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