Saphenion®: Nebenwirkungen beim Krampfaderziehen?

Saphenion®: Nebenwirkungen beim Krampfaderziehen – Radikale Therapieverfahren und ihre Nebenwirkungen

Saphenion®: Nebenwirkungen beim Krampfaderziehen – In historischen Lehrbüchern geblättert, liest man ganz überrascht: “ Fast überall ist die operative Behandlung der Krampfadern ganz oder nahezu völlig verlassen…“. Und weiter heisst es: “ …die endovenösen Verfahren leisten mehr Vollkommenheit…Obgleich viel tüchtige und intelligente chirurgische Arbeit in den verschiedenen radikalchirurgischen Verfahren steckt, haben die meisten nur noch historisches Interesse…“ ! Diese Zeilen stammen aus der 7. Auflage der „Chirurgischen Operationslehre“ von Bier, Braun, Kümmell von 1958.

Gemeint ist in erster Linie die Operation nach Babcock, einem amerikanischen Chirurgen, der das klassische Herausziehen der Stammkrampfader vom Knöchel bis zur Leiste oder Kniekehle 1907 in die klinische Praxis eingeführt hat. Babcock hatte diese Technik 1906 erstmals beschrieben. Zugleich wird im genannten, weltweit anerkannten Lehrbuch „Chirurgische Operationslehre“, dessen Begründer Ferdinand Sauerbruch war, das stückweise Auslösen, Herausziehen und Entfernen von Krampfadern als veraltet und zu verletzend deklariert.

Die alten Chirurgen wollten endovenösen Verfahren zum Durchbruch verhelfen. So wie Sauerbruch zusammen mit seinem Oberarzt Bierendempfel an der Berliner Charitè seit 1928 begonnen hatte, sich mit der Verödung von Krampfadern mittels hochprozentiger Glucoselösung zu befassen, so empfehlen auch die oben Genannten Bier, Braun und Kümmel eine katheterbasierte Verödung aller Venen.

Umso überraschter reibt man sich die Augen, wenn man sich die aktuellen Statistiken der in Deutschland durchgeführten Krampfaderoperationen anschaut. Mehr als 60% aller Krampfader – Operationen werden als radikale „Stripping“ – Op`s durchgeführt! Warum dieses permanent andauernde Beharren auf Altem, Radikalem, Schmerzhaftem?

Saphenion®: Nebenwirkungen beim Krampfaderziehen – Lehrtext aus Bier, Braun, Kümmell; Chirurgische Operationslehre; nach F. Sauerbruch, Verlag Barth Leipzig 1958

Saphenion®: Nebenwirkungen beim Krampfaderziehendie möglichen Schäden

Saphenion®: Nebenwirkungen beim Krampfaderziehen – Die Varizenchirurgie wird allgemein auch heute noch als harmlose Operation deklariert. In den Ausbildungsjahren des Autors an der Charitè war die Krampfader – OP nach Babcock eine sehr beliebte Ausbildungs – OP. Eine harmlose Operation für Anfänger und Assistenten? Immerhin liegt ein völlig unkomplizierter Heilungsverlauf nur bei etwa der Hälfte der Patienten vor (51 %). Als häufigste Komplikation wird eine Schädigung oberflächlicher sensibler Nerven angeführt. In Großbritannien stellt die Hautnervenläsion den häufigsten Einzelgrund für juristische Klagen dar!

Die Operationszeit der Stripping – OP (45 – 60 Minuten an einem Bein), der intraoperative Blutverlust (Hämatome an den Beinen für 4 – 6 Wochen), die Dauer des Krankenhausaufenthaltes von 3-7 Tagen, die Dauer im Bett und die Wiederaufnahme der Aktivitäten nach ca. 14 – 21 Tagen sprechen eine andere Sprache. Hier sind die kathetergestützten Therapieverfahren statistisch signifikant besser als das radikalchirurgische Herausziehen der Krampfadern. Es ist aber auch zu sagen, daß es keine signifikanten Unterschiede zwischen den radikalen chirurgischen Op – Techniken und den kathetergestützten thermischen Therapieverfahren (Laser, Radiowelle, Heißdampf) bei schweren Komplikationen (Embolie, Nervenläsionen) gibt.

Allerdings sind tiefe Venenthrombosen, Venenentzündung, schmerzhafte Blutergüsse, Wundschmerz der oft zahlreichen Hautschnitte und Wundinfektionen bei den radikalen Operationen deutlich häufiger.

Das Risiko für Hautpigmentierung und Mißempfindungen infolge einer Schädigung von sensiblen Nervenschäden ist bei nicht thermischen Katheterverfahren (Venenkleber, Mikroschaum, Clarivein) statistisch signifikant geringer als beim „Strippingoder den thermischen Katheterverfahren.

Saphenion®: Nebenwirkungen beim Krampfaderziehen – Nervenschäden

Wir haben eine neue Literaturrecherche zur Komplikation Mißempfindung und Nervenschädigung nach Varizenchirurgie vorgenommen. Die Häufigkeit dieser Nervenschädigung liegt bei bei den verschiedenen wissenschaftlichen Veröffentlichungen zwischen 23 und 40% aller nachuntersuchten Patienten. Bei diesen Untersuchungen war auch auffällig, daß die Zahl an Nervenschäden in Abhängigkeit von der Zahl operierter Stammvenen ansteigt. Bei der Op an einem Bein lag der Wert bei 23-27%, bei der Op an beiden Beinen simultan wurde in 38-47% eine Nervenschädigung gesehen.

Dies enspricht auch den Erfahrungen bei Saphenion® – wir haben von 1987 – 2012 ca. 12000 radikalchirurgischen Stripping – OP`s durchgeführt und eben auch diese häufige Zahl an sensiblen Nervenschäden konstatieren müssen.

Ähnliche Erfahrungen hat der Autor auch bei der endovenlösen Therapie mit Laser – oder Radiowellenkatheter gemacht. Beim Linearlaser war bei bis zu 30% der Patienten eine sensible Nervenschädigung fest zu stellen, bei dem eingesetzten Radiowellenkatheter lag diese Rate bei 23-25%.

Die motorischen Störungen treten durch eine Nervenschädigung intraoperativ ein. Dies kann durch Nervendurchtrennung beziehungsweise andere Nervenschädigungen hervorgerufen werden. Bei postoperativem Auftreten ist ein Neurinom, eine Narbenreaktion in der Nähe der Nerven, oder auch eine postoperative Venenentzündung mit Druck auf Hautnerven als Ursache anzusehen.

Saphenion® Nebenwirkungen beim Krampfaderziehen – Kathetertherapie als bessere Alternative

Die Behandlung von Krampfadern mit endovenösen kathetergestützen Methoden hat sich in den letzten 24 Jahren als wirksame Alternative zur offenen Chirurgie mit „Stripping“ etabliert. Obwohl diese Methoden in der Summation sehr schonend und patientenfreundlich sind, gehen sie dennoch mit Risiken und Nebenwirkungen einher. Dies betrifft insbesondere die thermischen Verfahren (Laser, Radiowelle, Heißdampf).

Im Vergleich zur offenen chirurgischen Therapie ist das Risiko einer Schädigung der peripheren und motorischen Nerven zwar verringert, aber aufgrund von Hitzeeinwirkungen beim Laser (- 800°C) oder der Radiowelle (zwischen 70 – 120°C) und auch der notwendigen Tumeszenzanästhesie kommt es ebenfalls häufiger zu Nervenschädigungen.

Die seit 13 Jahren etablierten nicht – thermischen Verfahren Venenkleber, ultraschallgestützte Mikroschaumtherapie oder Clarivein werden ohne Tumeszenzanästhesie eingesetzt. Sie stellen damit ein erheblich verringertes Risiko für Nervenläsionen dar und erweisen sich deshalb auch als deutlich wirksamer. Dies belegen z. B. 12 Jahres – Langzeitstudien zum Venenkleber. Hier liegt die Effektivität des gewollten dauerhaften Stammvenenverschlusses am Bein in Abhängigkeit von den Studien und der Erfahrung der Therapeuten bei 93-97%.

Dieser Erkenntnis folgend hat die Deutsche Gesellschaft für Phlebologie und Lymphologie (DGPL) die nicht thermischen Verfahren in den aktuellen Leitlinien 2024 als Therapie der 1. Wahl bei Behandlungen der hinteren Stammkrampfader (Vena saphena parva) definiert. Internationale Leitlinien gehen hier sogar noch etwas weiter und empfehlen inzwischen ausdrücklich den Einsatz nicht thermischer Verfahren.

Das radikalchirurgische Stripping wird demnach als Therapie der 1. Wahl nur noch bei speziellen Indikationen (anatomische Besonderheiten mit Schlängelung der Stammkrampfadern und umfangreiche dialtierte Seitenastkrampfadern) gesehen!

Photos / Video: Utzius, Gemäldesammlung Saphenion®

Hauswand – Gemälde Friedrich Trendelenburg – Sylva Tkotsch, Schwaan

Referenzen / Links:

Bier, Braun, Kümmell: Chirurgische Operationslehre, 7. Auflage; J.Ambrosius Barth, Leipzig, 1958, begründet von Ferdinand Sauerbruch

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