Saphenion®: Politik im Op-Saal

Saphenion®: Politik im Op-Saal – Gespräche über den Ukraine-Konflikt

Saphenion®: Politik im Op-Saal – In der Regel begibt es sich im normalen Praxisbetrieb, dass im Rahmen persönlicher Gespräche durchaus auch über aktuelle politische Entwicklungen ein Austauch stattfindet. Für uns gibt es darin kein Tabu, auch diese Themen gehören in einem vertrauensvollen Verhältnis zwischen Ärzten, Schwestern und Patienten dazu. Nach unserer Erfahrung ist man nicht immer der gleichen Meinung, aber im achtungsvollen Gespräch finden sich Toleranzen und neue Erkenntnisse.

Aus aktuellem Anlass möchten wir von unseren Erlebnissen mit 3 ukrainisch-russischen Patienten berichten. Es ist bekannt, daß bei uns auch eine Kollegin arbeitet, deren Muttersprache russisch ist. Deshalb vielleicht ist unsere Zahl an russisch sprechenden Patienten etwas höher, als in anderen Praxen. In einem Fall trafen sich 2019 eine Westukrainerin und ein Bewohner des Donbass mit russischem Pass in unserem Aufwachraum nach durchgeführter VenaSeal®-OP. In einem ganz aktuellen Fall, am 22.02.22, offenbarte sich eine junge Patientin auf dem Op-Tisch (VenaSeal® -Katheter ohne Anästhesie) uns gegenüber als gebürtige Kiewerin, aufgewachsen in Moskau.

Saphenion®: Politik im Op-Saal – Ost-und Westukraine in freundlichem Austausch

Es ist schon 3 Jahre her, als an gleichem Tage zwei ausländische Patienten bei uns behandelt wurden. Wir wussten bei der Terminierung der Kathetereingriffe nicht, woher sie kamen. Im Aufwachraum lernten sich die Beiden kennen. Sie eine junge Frau Mitte Dreißig und aus Kiew stammend, er ein Mann Ende Vierzig in Donezk wohnend. Beide kamen muttersprachlich ins Gespräch und trafen sich dann auch im Flur unseres Venenzentrums vor einem Foto des Moskauer Bolschoi-Theaters noch einmal.

Hier traf Dr. Zierau die Beiden und man unterhielt sich sehr entspannt über die Stadt Moskau und insbesondere über die Besuche eines Konzertes oder einer Ballettveranstaltung in diesem weltbekannten Theater. Es war keinerlei Reizung, keinerlei Rivalität zu spüren, die Unterhaltung wurde teils in Deutsch, teils in Russisch geführt. Es war sehr erstaunlich, wie zwei Patienten in Anbetracht der bereits zu dieser Zeit angespannten Situation aufeinander zugegangen sind und in keiner Weise eine Abneigung oder Rivalität zu spüren war.

Beide verabredeten sich für den kommenden Tag nach der erfolgten Kontrolluntersuchung in unserer Praxis auf einen Kaffee…

https://m.youtube.com/watch?v=1RxECD0JH_I&feature=youtu.be

Saphenion®: Politik im Op-Saal – Geboren in Kiew, aufgewachsen in Moskau

Aktuell am 22.02.2022 wurde bei uns eine junge Frau ebenfalls mit dem VenaSeal®-System behandelt. Der Eingriff wurde ohne Narkose durchgeführt, die Patientin, gut deutsch sprechend, konnte sich mit uns während der Therapie sehr lebhaft unterhalten. Sie erwähnte Ihren Geburtsort Kiew und erzählte uns dann im weiteren Verlauf, daß sie ihre gesamte Kindheit und Jugend in Moskau verbracht hatte. Ihre Eltern wohnen heute noch dort, während viele Ihrer Freunde in Kiew leben.

Es ist sicher verständlich, daß wir ob dieser dramatisch wirkenden Zufälle des Tages wirklich überrascht waren. Im weiteren Gesprächsverlauf sagte uns die junge Frau, dass sie es nie für möglich gehalten hätte, daß die Machthaber dieser Welt so auf Macho machen und eine friedliche Lösung nicht hinbekommen. Die Karten lagen auf dem Tisch, die Abkommen waren unterschrieben und nun wird eine reale Kriegsangst geschürt. Uns gegenüber vermied die Patientin eine Schuldzuweisung, auf Nachfrage betonte sie akzentuiert, daß beide Seiten – West und Ost – und „alle beteiligten Damen und Herren“ ihr Unvermögen zur Schau gestellt haben. Sie jedenfalls hat keinerlei Verständnis für diese Entwicklung.

Die Behandlung jedenfalls verlief erfolgreich, sie bedankte sich bei der Entlassung aus der Praxis für die freundliche Aufnahme und wird morgen zur Nachkontrolle wieder bei uns sein.

Saphenion®: Politik im Op-Saal – Keine Zeit für Desinteresse

Uns wühlen diese Gespräche mit direkt und unmittelbar Betroffenen, die als Patienten zu uns kommen, um sich behandeln zu lassen, sehr auf. Die direkte Kommunikation aktiv Beteiligter und Betroffener an diesem speziellen und gegenwärtig extrem zugespitzten Konflikt läßt keinen Raum für Desinteresse oder Abschalten. Und wir hören aufmerksam zu und erkennen, daß es keine Schuldzuweisung an nur eine Adresse gibt. Die Komplexität der Geschehnisse wird dargestellt und es wird klar, daß nicht immer nur von einer Seite Zugeständnisse gefordert werden dürfen. Klar bleibt aber dabei, daß es Grenzen gibt für eine Auseinandersetzung – und der Einsatz von Waffen in jedem Fall ein nicht gangbarer Weg ist.

Und es ist sicher nicht allgemein üblich, daß wir als Arztpraxis einmal eigene Erfahrungen mit dem Problem darstellen. Auch wir schauen gebannt und in Angst auf die kommenden Entwicklungen, und es läßt auch uns, wie viele Andere in unserem Land und weltweit, nicht kalt. Dabei ist uns die jetzt eingesetzte mediale Aufarbeitung nicht zielführend und wir schotten uns weitgehend davon ab. Uns treiben unsere ethischen Grundsätze der medizinischen Tätigkeit von Ärzten und Schwestern, die der Bewahrung des Lebens absoluten und in jedem Fall notwendigen Vorrang geben!

Die Namen der genannten Patienten sind uns bekannt, der Datenschutz gebietet hier aber vollständige Zurückhaltung.

Photos: Utzius